Sonntag, 6. Juli 2008

Irrereien

Die Texte lenken von sich selbst ab. Vom Impuls, der zum Schreiben führt. Die Texte sind der Irrweg, der aus ihnen herausführt, nachdem das Schreiben ihn angelegt hat, weil es nicht sagen wollte, wie das Denken in die Irre ging, die dennoch keine ist. In diese scheinbare Irre verliert sich der Gedanke, der sich in Worte zu fassen sucht. Er müßte sonst schreiben von einem An- und dessen Fortdenken. Aber dieses aktuelle An- und Fortdenken hüte ich merkwürdigerweise wie ein Wertvolles, dessen Preis ein Nichts ist, das dennoch keinem Gegenwert entspricht. Niemand weiß etwas davon. Außer mir in diesem Moment. Im Grunde eine Achtung, die dem Irrweg entgegengebracht wird, dessen Ziel sich nur Schritt für Schritt offenbart.
Es geht der Figur noch übler als dem Leser, der sich immerhin mit Kommentaren behelfen kann; sie weiß selbst dann, als sie ihm längst entronnen ist und unendlich viel dazugelernt hat, nichts von dem Wald; „wie er gewesen, wäre schwer zu sagen“. Und anstatt in Panther, Löwe und Wölfin, die im Wald knurrend auf sie zulaufen, bloße Sinnbilder von Lust, Hochmut und Habgier zu sehen, fürchtet sie, selbst in der Erinnerung an sie, diese wilden Tiere. Sie befindet sich in einem „forêt des symboles“ (Baudelaire) und zittert doch vor ihnen. Aber hätte sie, wenn es anders wäre, irgendeinen Grund weiterzugehen? Das Movens der Commedia ist, dass Dante Dante nicht versteht.
Stefan Ripplinger, Die stammelnde Sirene. Dante, in: Auch. Aufsätze zur Literatur, Basel/Weil am Rhein 2006

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