Giacomo Joyce

Sonntag, 13. Januar 2013

Padua, weit abseits der See ... Giacomo Joyce 9

Padua, weit abseits der See. Stilles Mittelalter, Nacht, das Dunkel der Geschichte, unter dem Mond zum Schlaf gebreitet auf der Piazza delle Erbe. Die Stadt schläft. Am Fluß unter den Bogengängen halten Nutten Ausschau nach Freiern. Cinque servizi per cinque franchi. Eine dunkle Sinnflut, noch und noch und noch.
    Meine Augen sinken ins Dunkle, meine Augen versinken,
    Meine Augen sinken ins Dunkle, meine Augen, mein Lieb.

Nochmal. Nein, vorbei. Dunkle Liebe, dunkles Wollen. Nein, vorbei. Nacht ist’s.

Padua far beyond the sea. The silent middle age, night darkness of history sleep in the Piazza delle Erbe under the moon. The city sleeps. Under the arches in the dark streets near the river the whore‘s eyes spy out for fornicators. Cinque servizi per cinque franchi. A dark wave of sense, again and again and again.
    Mine eyes fail in darkness, mine eyes fail.
    Mine eyes fail in darkness, love.
Again. No more. Dark love, dark longing. No more. Darkness.

>>> erste version.

>>> Giacomo Joyce 8
>>> Giacomo Joyce 10

Samstag, 12. Januar 2013

Eine Blume reichte sie... Giacomo Joyce 8

Eine Blume reichte sie meiner Tochter. Gabe, die vergeht, Geberin, die vergeht, blauädriges Kind, das vergeht.

A flower given by her to my daughter. Frail gift, frail giver, frail blue-veined child.

>>> erste version.

>>> Giacomo Joyce 7
>>> Giacomo Joyce 9

Freitag, 11. Januar 2013

Ein Reisfeld bei Vercelli... Giacomo Joyce 7

Ein Reisfeld bei Vercelli unter der Sahnehaube des Sommers. Die Flügel ihres schlaffen Hutes schlagen Schatten in ihr gewieftes Lächeln. Schatten streifen die zu einem Butterlächeln erstarrten, ins heiße sämige Licht getränkten Züge, laufen wie Molke grau am Kinn herab, legen dottergelbe Streifen auf die triefende Stirn, ranzig gewordene Körpersäfte lauern schlupfreif in den Augen.

A ricefield near Vercelli under creamy summer haze. The wings of her drooping hat shadow her false smile. Shadows streak her falsely smiling face, smitten by the hot creamy light, grey wheyhued shaddows under the jawbones, streaks of eggyolk yellow on the moistened brow, rancid yellow humour lurking within the softened pulp of the eyes.

>>> erste (und gar eine zweite) version.

>>> Giacomo Joyce 6
>>> Giacomo Joyce 8

Donnerstag, 10. Januar 2013

Geründet und gereift... Giacomo Joyce 6

Geründet und gereift: rund gedeichselt durch Wechselheiraten und reif geworden im abgeschotteten Treibhaus der Mischpoke.

Rounded and ripened: rounded by the lathe of intermarriage and ripened in the forcing-house of the seclusion of her race.

>>> erste version.

>>> Giacomo Joyce 5
>>> Giacomo Joyce 7

Mittwoch, 9. Januar 2013

Sie schneuzt nie die Nase... Giacomo Joyce 5

Sie schneuzt nie die Nase. Auch eine Art sich auszudrücken: je weniger desto mehr.

She never blows her nose. A form of speech: the lesser for the greater.

>>> erste version.

>>> Giacomo Joyce 4
>>> Giacomo Joyce 6

Montag, 7. Januar 2013

Der helle, tackende Widerhall ... Giacomo Joyce 4

Der helle, tackende Widerhall hoher Absätze auf den Stufen aus Stein. Im Burgfried wintert’s schon, klirrende Kettenhemden, grobschlächtige Eisenleuchter über den Windungen der sich verschlingenden Turmstiegen. Tastende, tackende Hacken, ein hell hallendes Geräusch. Da sei Wer unten, wolle die genädige Frau sprechen.

High heels clack hollow on the resonant stone stairs. Wintry air in the castle, gibbeted coats of mail, rude iron scones over the windings of the winding turret stairs. Tapping clacking heels, a high and hollow nose. There is one below would speak with your ladyship.

>>> erste version.

>>> Giacomo Joyce 3
>>> Giacomo Joyce 5

Sonntag, 6. Januar 2013

Ich stech' in See - Giacomo Joyce 3

Ich stech’ in See auf lauer Rede seichter Welle: Swedenborg, der Pseudo-Dionysius, Miguel de Molinos, Gioacchino da Fiore. Schon flaut es ab. Ihre Mitschülerin, die ihren abgedrehten Körper wieder zurückschraubt, schnurrt in ihrem Wiener Italienisch ein gedehntes: Che coltura! Die langen Augenlider senken und heben sich kurz: ein in der samtenen Iris spitz aufzuckender, brandschatzender Nadelstich.

I launch forth on an easy wave of tepid speech: Swedenborg, the pseudo Areopagite, Miguel de Molinos, Joachim Abbas. The wave is spent. Her classmate, retwisting her twisted body, purrs in boneless Viennese Italian: Che coltura! The long eyelids beat and lift: a burning needleprick stings and quivers in the velvet iris.

>>> erste version.

>>> Giacomo Joyce 2
>>> Giacomo Joyce 4

Freitag, 4. Januar 2013

Ihre Handschrift - Giacomo Joyce 2

Ihre Handschrift zieht lange feine Spinnfäden, ihre abschätzige ergebene Ruhe dabei: eine junge Frau aus gutem Hause.

Cobweb handwriting, traced long and fine with quiet disdain and resignation: a young person of quality.

>>> erste version.

>>> Giacomo Joyce 1
>>> Giacomo Joyce 3

Donnerstag, 3. Januar 2013

Wer? - Giacomo Joyce 1

Wer? Ein blasses Gesicht, umgeben von dichten, duftigen Pelzen. Ihre Bewegungen scheu und nervös. Sie benutzt ein Lorgnon.
Yes. Eine kurze Silbe. Ein kurzes Auflachen. Ein kurzes Senken der Augenlider.

Who? A pale face surrounded by heavy odorous furs. Her movements are shy and nervous. She uses quizzing-glasses.
Yes: a brief syllable. A brief laugh. A brief beat of the eyelids.


Die Textarbeit bei mir in Amelia zusammen mit Alban Nikolai Herbst geht sehr gut voran. Hier die ursprünglichen Versionen von Alban Nikolai Herbst und mir. Peu à peu meine weiteren zweiten Versionen, später auch mit einem Link zu Albans zweiten Versionen.

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