Donnerstag, 31. Januar 2013

Klein einfältig hilflos ... Giacomo Joyce 20

Klein einfältig hilflos, fadenscheiniger Atem. Doch neige dich und höre: eine Stimme. Ein Spatz unter den polternden Rädern des Jagannath, des Erdenpolterers. Bitte, please, Mister Sir God, mój Boze, der du bist im Himmel! Adieu, weite Welt!... Una porcheria da non dirsi!

Small witless helpless and thin breath. But bend and hear: a voice. A sparrow under the wheels of Jaggernaut, shaking shaker of the earth. Please, mister God, big mister God! Goodbye, big world!....... Aber das ist eine Schweinerei!

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Mittwoch, 30. Januar 2013

Sie hebt ihre Arme ... Giacomo Joyce 19

Sie hebt ihre Arme und müht sich ab, im Nacken ein Kleid aus schwarzem Flor zu verhaken. Sie kriegt’s nicht hin: nein, sie kriegt’s nicht hin. Ohne ein Wort zu sagen, kommt sie rückwärts auf mich zu. Ich hebe meine Arme, um zu helfen: sie läßt die ihren sinken. Ich halte den zartgewobenen Saum ihres Kleides, und als ich ihn zu mir ziehe, um ihn einzuhaken, sehe ich durch die Öffnung des schwarzen Flors ihren geschmeidigen Leib in einem orangefarbenem Unterkleid. Dessen Haltebänder gleiten über die Schultern hinab. Und langsam fällt es in sich zusammen: ein nackter Leib, geschmeidig und glatt, mit Schuppen, die silbrig flimmern. Es gleitet langsam über das schmale Gesäß aus glattem Hochglanzsilber und über dessen Furche, ein matter Silberschatten... Finger, kalt und ruhig und rege... Fingerspitzengefühl.

She raises her arms in an effort to hook at the nape of her neck a gown of black veiling. She cannot: no, she cannot. She moves backwards towards me mutely. I raise my arms to help her: her arms fall. I hold the websoft edges of her gown and drawing them out to hook them I see through the opening of the black veil her lithe body sheathed in an orange shift. It slips its ribbons of moorings at her shoulders and fall slowly: a little smooth naked body shimmering with silvery scales. It slips slowly over the slender buttocks of smooth polished silver and over their furrow, a tarnished silver shadow …. Fingers, cold and calm and moving …. A touch, a touch.

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Dienstag, 29. Januar 2013

Rings herum die toten Juden ... Giacomo Joyce 18

Rings herum die toten Juden, die im Humus ihres Gottesackers verwesen. Hier das Grab der Ihren, schwarzer Stein, lichtlose Stille... Pickel-Meissel brachte mich her. Bedeckten Hauptes steht er dort jenseits der Bäume am Grab seiner Frau, die sich umgebracht hat, und fragt sich nach wie vor, wie die Frau, die mit ihm in einem Bett geschlafen hat, so enden konnte... Das Grab ihrer Familie, das Ihre: schwarzer Stein, lichtlose Stille: es ist alles schon bereit. Nein, nicht dahinein!

Corpses of Jews lie about me rotting in the mould of their holy fields. Here is the tomb of their people, black stone, silence without hope … Pimply Meissel brought me here. He is beyond those trees standing with covered head at the grave of his suicide wife, wondering how the woman who slept in his bed has come to this end ….. The tomb of her people and hers: black stone, silence without hope: and all is ready. Do not die!

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Montag, 28. Januar 2013

So ein bezauberndes Geschöpf ... Giacomo Joyce 17

So ein bezauberndes Geschöpf. Um Mitternacht, nach der Musik, die ganze via San Michele hinauf, diese leis’ vor mich hin gesprochenen Worte. Mal langsam, Jamesy! Warst du denn nie bei Nacht in Dublins Straßen unterwegs, mit heißen Tränen im Auge und einem anderen Namen auf der Zunge?

A gentle creature. At midnight, after music, all the way up the via San Michele, these words were spoken softly. Easy now, Jamesy! Did you never walk the streets of Dublin at night sobbing another name?

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>>> Giacomo Joyce 16
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Samstag, 26. Januar 2013

Nebelschwaden ... Giacomo Joyce 16

Nebelschwaden über dem Hügel, als ich hinaufschau’ aus Nacht und Modder. In klammen Bäumen sich verheddernde Nebel. Ein Licht oben im Zimmer. Sie macht sich fein, um ins Konzert zu gehen. Es irrlichtert im Spiegel... Kerzen! Schein!

Moving mists on the hill as I look upward from night and mud. Hanging mists over the damp trees. A light in the upper room. She is dressing to got to the play. There are ghosts in the mirror ….. Candles! Candles!

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Freitag, 25. Januar 2013

Lang schon lüstern schwelende Lippen ... Giacomo Joyce 15

Lang schon lüstern schwelende Lippen: dunkel blühendes Muschelfleisch

Long lewdly leering lips: dark-blooded molluscs

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>>> Giacomo Joyce 16

Mittwoch, 23. Januar 2013

auf dem einband ...

auf dem einband
(leinen
ockerfarben)

darunter (blätternd)
auf dem
vierten blatt
sein nienenreich

verborgen zunächst
dem auf & ab
der witte zett-
under the El
seinem ...

… d-land
sollt’ er heißen

als hätte ich’s
schon gefunden
und gleichsam
schon verlegt

Mein Herz, mein Herz ... Giacomo Joyce 14

Mein Herz, mein Herz ist traurig. Liebesach und -weh?

This heart is sore and sad. Crossed in love?

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Montag, 21. Januar 2013

Mio padre ... Giacomo Joyce 13

Mio padre: selbst bei den einfachsten Verrichtungen fehle es ihr nicht an Noblesse. Unde derivatur? Mia figlia ha una grandissima ammirazione per il suo maestro d'inglese. Das Gesicht des alten Mannes, Respekt einflößend, Purpurhaut, markante jüdische Züge, der ausladende weiße Backenbart, dreht sich mir zu, als wir gemeinsam den Hügel hinabsteigen. O! Besser kann man’s nicht sagen: Entgegenkommen, Wohlwollen, Neugier, Vertrauen, Argwohn, Natürlichkeit, Altersgebrechen, Zuversicht, Freimut, Weltläufigkeit, Aufrichtigkeit, Ermahnung, Pathos, Mitgefühl: alles beisammen. Ignatius von Loyola, eil mir zu Hilf’!

Mio Padre: she does the simplest acts with distinction. Unde derivatur? Mia figlia ha una grandissima ammirazione per il suo maestro inglese. The old man‘s face, handsome, flushed, with strong Jewish features and long white whiskers, turns towards me as we walk down the hill together. O! Perfectly said: courtesy, benevolence, curiosity, trust, suspicion, naturalness, helplessness of age, confidence, frankness, urbanity, sincerity, warning, pathos, compassion: a perfect blend. Ignatius Loyola, make haste to help me!

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>>> Giacomo Joyce 12
>>> Giacomo Joyce 14

Samstag, 19. Januar 2013

er grunzt ...

er grunzt
bedroht alle
leeren betten
mit einer
handvoll
messer

und beschimpft
die türen
mit dem worte

sperrmüll

hastet wie du
hastest
mit der hand

zur spülung

will ein
fortsein

Donnerstag, 17. Januar 2013

Ich haste aus dem Tabakladen ... Giacomo Joyce 12

Ich haste aus dem Tabakladen und rufe ihren Namen. Sie dreht sich um, bleibt stehen und hört sich mein Gestammel von Stunden und Unterricht undund Stunden und Unterricht an: langsam zundert’s in ihren blassen Wangen, sie kriegt einen roten Kopf. Nein, nein, nun genier dich doch nicht!

I rush out of the tobacco-shop and call her name. She turns and halts to hear my jumbled words of lessons, hours, lessons, hours: and slowly her pale cheeks are flushed with a kindling opal light. Nay, nay, be not afraid!

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>>> Giacomo Joyce 11
>>> Giacomo Joyce 13

Mittwoch, 16. Januar 2013

Papa und die Mädchen ... Giacomo Joyce 11

Papa und die Mädchen gleiten den Hügel hinunter, rittlings auf einem Schlitten: der Großtürke und sein Harem. Eingezurrt in ihre Mützen und Jacken, die Stiefel kreuzweis’ verschnürt über fleischwarmen Laschen, der Halbrock straff über den runden Kniescheiben. Ein weißes Aufglitzern: Röckchen, Schneeflöckchen.
    Und wenn sie dann von hinnen reit’,
    Was gäb’ ich, sie zu seh’n!


Papa and the girls sliding downhill, astride of a toboggan: the Grand Turk and his harem. Tightly capped and jacketted, boots laced in deft crisscross over the flesh-warmed tongue, the short skirt taut from the round knobs of the knees. A white flash: a flake, a snowflake:
    And when she next doth ride abroad
    May I be there to see!

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>>> Giacomo Joyce 10
>>> Giacomo Joyce 12

Montag, 14. Januar 2013

Im Dämmerlicht ... Giacomo Joyce 10

Im Dämmerlicht. Quer über die piazza. Der graue Abend sinkt herab auf die salbeigrüne Weite des Weidelandes, gießt schweigend Tau und Zwielicht aus. Sie folgt ihrer Mutter mit unbeholfener Grazie, die Stute macht's dem Füllen vor. Vom schwindenden Licht weichgezeichnet die scharfen Konturen der schmalen Lenden, der biegsame sehnige Hals, der feingeformte Schädel. Eva vespertina, Frieden, in Zwielicht verwobenes Wunder... Heda! Stallbursch! Sput’ er sich!

Twilight. Crossing the piazza. Grey eve lowering on wide sagegreen pasturelands, shedding silently dusk and dew. She follows her mother with ungainly grace, the mare leading her filly foal. Grey twilight moulds softly the slim and shapely haunches, the meek supple tendonous neck, the fine-boned skull. Eve, peace, the dusk of wonder..... Hillo! Ostler! Hilloho!

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>>> Giacomo Joyce 9
>>> Giacomo Joyce 11

Sonntag, 13. Januar 2013

Padua, weit abseits der See ... Giacomo Joyce 9

Padua, weit abseits der See. Stilles Mittelalter, Nacht, das Dunkel der Geschichte, unter dem Mond zum Schlaf gebreitet auf der Piazza delle Erbe. Die Stadt schläft. Am Fluß unter den Bogengängen halten Nutten Ausschau nach Freiern. Cinque servizi per cinque franchi. Eine dunkle Sinnflut, noch und noch und noch.
    Meine Augen sinken ins Dunkle, meine Augen versinken,
    Meine Augen sinken ins Dunkle, meine Augen, mein Lieb.

Nochmal. Nein, vorbei. Dunkle Liebe, dunkles Wollen. Nein, vorbei. Nacht ist’s.

Padua far beyond the sea. The silent middle age, night darkness of history sleep in the Piazza delle Erbe under the moon. The city sleeps. Under the arches in the dark streets near the river the whore‘s eyes spy out for fornicators. Cinque servizi per cinque franchi. A dark wave of sense, again and again and again.
    Mine eyes fail in darkness, mine eyes fail.
    Mine eyes fail in darkness, love.
Again. No more. Dark love, dark longing. No more. Darkness.

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Samstag, 12. Januar 2013

Eine Blume reichte sie... Giacomo Joyce 8

Eine Blume reichte sie meiner Tochter. Gabe, die vergeht, Geberin, die vergeht, blauädriges Kind, das vergeht.

A flower given by her to my daughter. Frail gift, frail giver, frail blue-veined child.

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