Uebersetzungen

Sonntag, 29. Januar 2006

Zuhause

Überraschung
nach solch
großer Liebe

glaubte ich sie über die Welt
verstreut zu haben

Giuseppe UNGARETTI

CASA MIA // Sorpresa / dopo tanto / d'un amore // Credevo di averlo sparpagliato / per il mondo

Dienstag, 17. Januar 2006

Es ist Heißhungerstunde

Es ist Heißhungerstunde, Stunde dir, Narr du.

Reiß aus dir das Herze.

Es schmecket salzig sein Blut, und schmecket
Säuerlich, und süßlich ist’s, wie’s dem Blut nun mal eigen

Es verleihen der Tränen
So viele immer mehr Würze ihm, deinem Herzen.

So vieler Tränen Frucht, dieses dein Herze,
Reiß es dir aus : schling’s runter : iß satt dich daran.

Giuseppe UNGARETTI

È ora famelica, l'ora tua, matto.

Strappati il cuore.

Sa il suo sangue di sale
E sa d'agro, è dolciastro essendo sangue.

Lo fanno, tanti pianti,
Sempre di più saporito, il tuo cuore.

Frutto di tanti pianti, quel tuo cuore,
Strappatelo, mangiatelo, saziati.

Dienstag, 13. Dezember 2005

...

Piropo, zum Abschluß

Wunderbar deine Arme. Wenn
ich sterbe, komm und umarme mich, aber
ohne Pullover.

Eugenio MONTALE, Poesie disperse (dt. von mir)

[PIRÒPO, PER CONCLUDERE // Meravigliose le tue braccia. Quando / morirò vieni ad abbracciarmi, ma / senza il pull over.]

Montag, 21. November 2005

...

Es scheint, daß die Rasna („Menschen“ – so nannten sie sich) Gebiete teils gewaltsam eroberten, teils über den Handel friedlich druchdrangen. Wie auch immer, in relativ kurzer Zeit kam es zu komplexen Formen ethnischer Verschmelzung sowie zu einer starken Hegemonie der Sprache und Kultur. (Außer in den Fällen der Unbeugsamen, etwa den Ligurern und Latinern).

Umbrische Träume

Grünes Geprassel,
häuslicher Rauch
aus den rosafarbenen Aalen des großen Herdes,
und das gekräuselte Gras treibt beim ersten Mond,
zart und unversehens,
wie die Aprikosen im Lenz.

Ein Erinnern aus
reinem Silber, geschmolzen in Formen,
ein Kosen verkümmerter Apfelbäume
und ebener Behausungen,
wie Bergmägde geschnitten.

Noch widersteht Zuflucht
im geblasenen Kristallglas
mit seiner Rubintransparenz,
und das Viertelmaß,
angeschmarrt baumelnd,
röstet langsam die Farbe des Pflaumenbaums.

Karren lösen sich auf
im morgendlichen Dunst,
es nagt an ihnen feiner Rauhreif.

Hohe Krieger in schwarzen Mänteln,
Erinnerung einer Urtrauer,
recken kehlige Stimmen und dennoch Schwerter,
zweischneidig, freundlich vielleicht.

Es wird nicht gekämpft,
da der Mars des Gelübdes genesend,
im ersten sanften
Meerwinterweiß.
Hetum ale vinum usi
                        ein Trankopfer biete dar, den Wein schenk aus.

Es tanzen leicht, inmitten der Fohlen, umbrische Brüder.

(übersetzt nach: Anonimo „Al tramonto del Sole – Usil repìne – Frammenti epici e lirici. La disperata storia del popolo etrusco” – Arezzo 1997)

Donnerstag, 29. September 2005

...

das leben

auf herbstes schwelle
in der stummheit
eines sonnenuntergangs

entdeckst du die zeitwelle
und ihre geheime kapitulation

wie von zweig zu zweig
so leicht
ein fallen der vögel
deren flügel nicht mehr tragen

Antonia Pozzi (1912-1938)

La vita

Alle soglie d'autunno
in un tramonto
muto

scopri l'onda del tempo
e la sua resa segreta

come di ramo in ramo
leggero
un cadere d'uccelli
cui le ali non reggono più.

18 agosto 1935

Sonntag, 7. August 2005

...

Der Blitz

Und zeigten sich Himmel und Erde, wie sie waren:

die Erde des Atems benommen, bleiern und zuckend;
der Himmel versperrt, tragisch, verstört und zernichtet:
weiß so weiß im schweigenden Aufruhr
erschien ein Haus, schwand gleich wieder hin;
wie ein Auge, daß weit und erschrocken
sich auftat und schloß - in schwarzer Nacht.

Giovanni PASCOLI

Il lampo

E cielo e terra si mostrò qual era:

la terra ansante, livida, in sussulto;
il cielo ingombro, tragico, disfatto:
bianca bianca nel tacito tumulto
una casa apparì sparì d'un tratto;
come un occhio, che, largo, esterrefatto,
s'aprì si chiuse, nelle notte nera.

[Nicht ein Gewitter ist gemeint, sondern die letzten Augenblicke und Worte des sterbenden Vaters: "In jenem Blitz ohne Ende [...] schwand vor den Augen die hinfällig gewordene Welt".]

Samstag, 6. August 2005

...

Santaccia von der Piazza Montanara

II
Was nun aber die Hure Santaccia belangt,
die überall zu Vulva, Möse, Fotze ward
und dir mit Kopf und Zahl und mit Armen apart
Schwänze zu viert und zu viert auf einmal umzangt’;

kam’s vor, daß im Andrang – ihrem Ruf sei’s gedankt -,
als sie ihrer Kunst nachging in rasender Fahrt,
ein Bauernflegel im Blicke Neid offenbart’
und ganz für sich abseits stehend schauend nur prangt’.

Als bei all den Schwänzen sie den Drömmel dort sah:
O - sagte sie - pflanzt du mir denn keinen Maibaum?
Tja Süße, sagt’ er, ist kein Bajokko nicht da.

Draufhin Santaccia: Komm schon rein in die Pflaum’
oder ins Loch, daß dich zieht, und geb’s dir – jaja! –
zum Heil frommer Seelen, und halt’ nicht dich im Zaum.

Giovanni Gioachino BELLI - Rom, 12. Dezember 1832

Santaccia de Piazza Montanara

II
A pproposito duncue de Santaccia
che ddiventava fica da ogni parte,
e ccoll'arma e ccor zanto e cco le bbraccia
t'ingabbiava l'uscelli a cquarte a cquarte;

è dda sapé cc'un giorno de gran caccia,
mentre lei stava assercitanno l'arte,
un burrinello co l'invidia in faccia
s'era messo a ggodessela in disparte.

Fra ttanti uscelli in ner vedé un alocco,
Oh, disse lei, e ttu nun pianti maggio?
Bella mia, disse lui, nun ciò er bajocco.

E cquí Ssantaccia: alò, vvièccelo a mmette:
sscéjjete er búscio, e tte lo do in zoffraggio
de cuell'anime sante e bbenedette.

(dt. von mir)

Freitag, 5. August 2005

...

Santaccia von der Piazza Montanara

I
Santaccia, die war aus Corneto und Kuhmamsell,
mit Handschuh’n aus Samt zu behandeln fürwahr;
unbeugsamer als härtestes Holz und ehrbar
verstand sie’s, zu befriedigen alle und sexuell.

Sie nahm jeden auffälligsten Bauerngesell -
und immer zu viert, was ganz ihr Geheimnis war:
sie stellte sich hin, einer von vorn aus der Schar
tat, was ihm behagte, einer von hinten - gell.

Um ja auch die Bauern zufrieden zu stellen
rechter Hand und linker Hand ihres Altares
ließ sie einen pro Hand bis zum Platzen anschwellen.

Damit ihnen der Preis nun nichts unzahlbares,
gab sie Hintern, Händchen und die Wildbachschnellen
je um einen Bajokko, gefragt war: Bares.

Giovanni Gioachino BELLI: Rom 12. Dezember 1832

Santaccia de Piazza Montanara

I
Santaccia era una dama de Corneto
da toccà ppe rrispetto co li guanti;
e ppiú cche fussi de castagno o abbeto,
lei sapeva dà resto a ttutti cuanti.

Pijjava li bburrini ppiú screpanti
a cquattr'a cquattro cor un zu' segreto:
lei stava in piede; e cquelli, uno davanti
fasceva er fatto suo, uno dereto.

Tratanto lei, pe ccontentà er villano,
a ccorno pístola e a ccorno vangelo
ne sbrigava antri dua, uno pe mmano.

E ppe ffà a ttutti poi commido er prezzo,
dava e ssoffietto, e mmanichino, e ppelo
uno pell'antro a un bajocchetto er pezzo.


(dt. von mir, mithilfe auch des Allgemeinen deutschen Reimlexikons von Peregrinus Syntax: merci!)

Sonntag, 24. Juli 2005

...

AN DEN MOND

O huldreicher Mond, ich denk’ daran zurück,
wie ich vor Jahresfrist auf diesen Hügel stieg,
dich zu betrachten – im Herzen beklommen:
Du hingst damals über jenen Wäldern dort,
wie du jetzt in deinen hellen Schein sie tauchst.
Doch getrübt schien mir und zitternd in Tränen,
die in die Augen mir traten, dein Antlitz
dem Blick, darüber, wie so mühselig
mein Leben war: und ist, noch auch sich ändert,
o mir so teurer Mond. Und dennoch hilft es,
mich zu erinnern, zu messen die Dauer
meiner Schmerzen. O wie willkommen ist dann
in der Jugend, wenn lang’ noch währet Hoffnungs=
Schimmer und kurz nur reicht Gedächtnis=Lauf,
sich zu erinnern an das, was vergangen,
ob es schon traurig und der Kummer stets währt!

Giacomo LEOPARDI, Alla Luna (dt. von mir)

Sonntag, 10. April 2005

...

Gabriele D’ANNUNZIO

Regen im Pinienhain

Schweig. Auf den Schwellen
des Waldes nicht hör’ ich
Worte, die menschlich
du nennst; doch hör’ ich
Worte, neuartig neu,
sprechen Tropfen, reden Blätter,
die ferne.
Horch. Es regnet
aus den streunenden Wolken.
Es regnet auf die Tamarisken,
die salzig und ausgedörrt,
regnet auf die Pinien,
die schuppig und borstig,
regnet auf die Myrthen,
die göttlich,
auf den Ginster, der leuchtet
in Blütentrauben,
auf den Wacholder, seine dichten
duftenden Beeren,
regnet auf unsere Wald-
gesichter,
regnet auf unsere nackten
Handflächen
auf unsere leichte
Bekleidung,
auf die frischen Gedanken,
die uns öffnet die Seele,
so neu jetzt,
auf das schöne Märchen,
das gestern
dich trügte, das heute mich trügt,
o Hermione.
    Hörst du? Der Regen fällt
auf das verlassene
Grün ringsum,
und sein Prasseln, es dauert
und wandelt in der Luft
je nach dem, ob das Laub
mehr oder weniger licht.
Horch. Es antwortet
dem Weinen das Singen
der Zikaden,
denen vor südlichen Tränen
nicht bange,
noch vor aschgrauem Himmel.
Und die Pinie
klingt so, und die Myrthe
klingt anders, und der Wacholder
noch anders, vielerlei Tasten
und Saiten
unter zahllosen Fingern.
Und eingetaucht
sind wir in den Geist
des Waldes,
Baumleben lebend;
und dein trunk’nes Gesicht
so regenweich
wie ein Blatt,
und deine Haare
duften gleich
hellichtem Ginster,
o irdische Kreatur,
deren Name da ist
Hermione.
    Hör doch, o horch. Der Akkord
der luft’gen Zikaden
wie er nach und nach
stumpfer wird
unter dem Weinen,
das anschwillt;
doch ein Singen mischt sich darein
heiser nun
steigt’s auf von dort unten
aus fernen feuchten Schatten.
Wird stumpfer und schwächer,
läßt nach und verstummt.
Allein noch zittert
eine Note, verstummt,
lebt auf und zittert, verstummt.
Kein Laut zu hören vom Meer.
Auf allen Blättern hört man jetzt
rauschen den
silbernen Regen,
der läutert,
das Rauschen sich wandelnd
je nach dem Laub
das mehr oder weniger licht.
So horch doch.
Die Tochter der Luft
ist stumm; doch die Tochter
des fernen Schlicks,
die Kröte,
singt im tiefsten Schatten,
wer weiß wo, wer weiß wo!
Und es regnet auf deine Wimpern,
Hermione.
    Es regnet auf deine schwarzen Wimpern,
so daß es scheint, du weintest,
doch vor Lust; nicht weiß,
sondern fast schon grünend
scheinst aus der Rinde du hervorzukommen.
Und das ganze Leben in uns
frisch duftend,
das Herz im Busen eine unversehrte
Pfirsichfrucht,
zwischen den Lidern die Augen
wie Quellen im Gras,
die Zähne in ihrer Höhle
wie bittere Mandeln.
Und wir gehen von Gebüsch zu Gebüsch,
jetzt verbunden, jetzt entbunden
(und die rohe grüne Kraft
schnürt uns die Knöchel zusammen,
verwirrt uns die Knie),
wer weiß wohin, wer weiß wohin!
Und es regnet auf unsere Wald-
gesichter,
regnet auf unsere nackten
Handflächen
auf unsere leichte
Bekleidung,
auf die frischen Gedanken,
die uns öffnet die Seele,
so neu jetzt,
auf das schöne Märchen,
das gestern
dich trügte, das heute mich trügt,
o Hermione.

[dt. von mir, das Original läßt sich u.a. hier nachlesen]

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