für den seelenharm
gibt’s den lagerraum:
blutlose viertel und hälften
kärtchen mit geschlechtsangabe
bestimmungsort
genauem gewicht.
man spricht sich aus und tritt auf nierenabfall
knochensplitter und fettschichten.
freier dann verschlingen wir
scheiben rohen fleisches (von den besten vierteln)
grad’ mal ein bißchen salz
aber um so mehr hingabe
Ivano Ferrari, Macello *) (Schlachthof), dt. von mir
Per i problemi dell’anima
la sala stoccaggio:
coi quarti e le mezzene senza sangue
i cartellini del sesso
l’etichetta di destinazione
la delazione cosciente della bilancia.
Ci si confessa pestando reni di scarto
schegge d’ossa e strati di grasso.
Più liberi, dopo, divoriamo
fettine di carne cruda (dei quarti più belli)
appena un po’ di sale
e tanta devozione.
*) In: Nuovi Poeti Italiani 4, Torino 1994 (Einaudi: Collezione di poesia 249)
[…] und im offenen Busen des Viehes / Forscht sie mit starrendem Blicke die atmenden Eingeweide. - Äneide, IV, 63-64 (ü Voß)
es spielt nicht WIRKLICH
eine rolle ob
ich den KOPFhörer
oder die brille abnehme
um die messer zurechtzulegen
die du dir für
deine worte wählst die
du dir aus den messern
als worte
ja doch gewählt
gegen dich dann aber
gerichtet wurden
die messer paaren sich
in der immergleichen farbe des blutes
müd’ der spiele bluten lassender gottheiten
nicht mal die aufregend tiefe tunika (blasse schleimhaut)
kann ihnen freude-nachschub geben
entzündet durch allüberall-emphyseme
liegen sie entkräftet (und wieder saubär)
im runden eimer der zeit
Ivano Ferrari, Macello *) (Schlachthof), dt. von mir
I coltelli si accoppiano
nel monotono colore del sangue
stanchi dei giochi di emorragiche divinità
nemmeno l’esaltante e profonda tunica (pallida mucosa)
può ricaricarli di gioia
infiammati dai diffusi enfisemi
giacciono prostrati (e ripuliti)
nel rotondo bidone del tempo.
*) In: Nuovi Poeti Italiani 4, Torino 1994 (Einaudi: Collezione di poesia 249)
Frage uns nicht nach dem Wort, das allseits bemesse
die Seele uns, die ungefüge, und mit Feuerlettern
sie beschrifte und erglänze wie ein Krokus,
der verloren steht inmitten staubiger Wiese.
Ach, wie der Mensch so sicher seines Wegs geht,
Freund anderen und selber sich
und seines Schattens nicht wahrnimmt, den die Julihitze
auf aller Mauern mürben Mörtel prägt.
Verlange nicht die Formel uns ab, die Welten öffne,
wenn schon zuweilen eine Silbe, dürr und krumm wie Zweige.
Was heut' wir sagen können, ist nur das,
was wir nicht sind, was wir nicht wollen.
war am anfang, news is from the end of the world. heute tun’s die andern, aber immer am ende der welt. das ende der welt wohnt im bild, immerzu dort, wo war war, was hören bleibt. ohne tat, die das wort. hörenbleiben. die ‚nehmliche Helle’ (Broch). die hölle, das nämlich-einhellige.
beinah’ schlafend schon seh’ ich
wie herden junger ratten
sich über kaputtes fleisch hermachen
fett, ganz ohne hast
zerlegen sie das göttliche
von unten herauf
die logik der ausrottung
im gefräßigen zubeißen
dies bißchen für bißchen
womit sie die gedanken zerreißen
Ivano Ferrari, Macello *) (Schlachthof), dt. von mir
Quasi dormendo osservo
mandrie di giovani topi
avventarsi sulla carne guasta,
grassi e senza fretta
sezionano il divino
muovendo dal fondo.
La logica di sterminio
nei piccoli morsi golosi
con cui sbranano i pensieri.
*) In: Nuovi Poeti Italiani 4, Torino 1994 (Einaudi: Collezione di poesia 249)